Fenster werden lebendig und erzählen Geschichten – Jesus und die Kinder

 

Unsere Fensterbildreihe hat seit dem Start im Dezember 2020 an Gestalt und Inhalt stetig dazugewonnen. Im Winterheft stand die Jakobsgeschichte mit der Himmelsleiter im Vordergrund, im Frühjahrsbrief 2021 waren die Offenbarung Gottes an Mose sowie Kreuz und Auferstehung Jesu die beherrschenden Themen und im aktuellen Sommerheft 2021 soll es nun um Jesus und die Kinder gehen.

Die biblischen Überlieferungen sind einfühlsam, lebendig und inhaltlich stark. Ich denke: ja, ich bin mitten im Geschehen und möchte diese Worte förmlich aufsaugen und gedanklich durchdringen – gelingt es mir? Alleine schon für diese wenigen Worte Jesu möchte ich sein kleiner Jünger sein.

Um welche beiden biblischen Texte geht es?

Im ersten Text streiten sich die Jünger Jesu, wer der Wichtigste unter ihnen sei.

Hören wir Jesus:

„Und die Jünger kamen nach Kapernaum. Und als Jesus daheim war, fragte er sie: Was habt ihr auf dem Weg verhandelt? Sie aber schwiegen; denn sie hatten auf dem Weg miteinander verhandelt, wer der Größte sei. Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen: Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener. Und er nahm ein Kind, stellte es mitten unter sie und herzte es und sprach zu ihnen: Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.“ (Mk. 9, 33-37)

Es ist ein Geheimnis des Glaubens: „Wenn jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener.“ Indem man für andere lebt, sich sorgt, hilft und zur Seite steht und sich dabei nicht in den Vordergrund drängt, lebt man ein sinnerfülltes, ja besseres Leben. Man wählt das teurere Gut: für andere da zu sein und nicht selbstgefällig für sich zu leben. Jesus ist hierbei mein großes Vorbild, natürlich auch unsere christlichen Märtyrer und Heiligen. Aber auch die Menschenrechtler, Widerstandskämpfer und die Partisanen haben es uns vorgelebt: Altruismus vor Eigennutz.

Im Vergleich zu uns Erwachsenen ist ein Kind unerfahren. Es trifft Entscheidungen aus dem Gefühl heraus, kann nicht alle Eventualitäten des Lebens bedenken. Es kommt vor, dass sich ein Kind in Gefahr begibt, daher ist es besonders auf unsere Fürsorge angewiesen. Jesus stellt sich an die Stelle des schützenswerten Kindes. Er sagt: „Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.“

Weiter heißt es in einem zweiten Text: Die Segnung der Kinder

“Und sie brachten Kinder zu Jesus, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.“ (Mk. 10, 13-15)

Kirchturmfenster Werben, Finley Sponholz: „Jesus und die Kinder“ 

Kinder nehmen uns beim Wort. Sie glauben, bevor sie misstrauen.

Wir Erwachsene hinterfragen und wägen ab, bevor wir zustimmen und agieren. Das lehrt uns die Lebenserfahrung. Es ist jedoch der Umweg, nicht der unmittelbare Weg zum Glauben. So wie Kinder ihren Eltern und Großeltern tiefes Urvertrauen entgegen bringen, so sollten wir als Erwachsene zu hundert Prozent auf Gott vertrauen. Mit Kopf, Herz und Hand sollten wir Gott feiern. Ich möchte für mich sprechen und bekenne: ich bin ein Kind Gottes.

Bitte betrachtet mit mir die drei Fensterbilder von 10- und 11-jährigen Kindern des Heinrich-Heine-Gymnasiums Bitterfeld-Wolfen und schaut auf die liebevollen Gesichter und zärtlichen Berührungen!

Kirchenfenster Schrenz, Nina Rohr: „Jesus und die Kinder“ 

Eine große Zuneigung zu Jesus und ein Vertrauen wird in den Bildern von Leticia, Nina und Finley auf wunderbare Weise deutlich. Wir lesen in den Sprechblasen: „Jesus ist ein guter Mann“ oder „Er macht es prima“. Wer versteht nicht, was damit gemeint ist!

Weiter heißt es: „Segne mein Kind.“, „Du bist nett“, „Hallo Jesus, mein Vorbild“, „Danke, dass du mich so respektierst wie ich bin“,  „Ihr seid alle heilig“, „Kann ich ein Autogramm haben?“ oder „Ich möchte auch dran kommen“.

Mir fällt die Geschichte des ungläubigen Thomas ein. Er muss erst in die Wunde von Jesus fassen, um glauben zu können, dass Jesus auferstanden ist. Und was sagt Jesus darauf: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Joh. 20, 29)

Ja, genau in dieser Situation sind wir Menschen: glauben, ohne zu sehen.

Lasst uns glauben und Gott vertrauen.

Volker Neuholz