In Gröst hielt Eva-Maria Osterberg Sonntag einen Vorstellungsgottesdienst.  Montag wurde sie als neue Pfarrerin von Braunsbedra gewählt. Foto: Peter Wölk

Zörbig verliert Pfarrerin: Darum packt Osterberg nach 17 Jahren ihre Koffer

Ein Bericht von Diana Dünschel und Frank Czerwonn  in der „Mitteldeutschen Zeitung“ vom 27.09.18 

 

Zörbig/Braunsbedra – Zörbigs Protestanten erleben die zweite gravierende Personalentscheidung innerhalb kurzer Zeit: Die evangelische Kirchengemeinde verliert ihre Pfarrerin. Nachdem Ende August Kantor Matthias Visarius sein Amt niedergelegt hat, verlässt nun auch Pfarrerin Eva-Maria Osterberg die Gemeinde. Nach 17 Jahren wechselt die 56-Jährige nach Braunsbedra bei Merseburg.

Pfarrerin wollte Wechsel nach Braunsbedra

„Aus meiner Sicht war ein Wechsel dran“, sagt Osterberg. Ein Pfarrer oder eine Pfarrerin präge die Gemeinde. „Ich habe noch elf Jahre zu arbeiten. Bliebe ich in Zörbig, wären das letztlich 28 Jahre. Da hätte es ein Nachfolger schwer.“ Das habe sie in ihrer vorherigen Stelle selber erlebt. „Es war Zeit, dass ich mich anders orientiere.“ Deshalb habe sie sich auf die im Amtsblatt der Landeskirche ausgeschriebenen Stelle beworben.

Osterberg könnte neue Stelle schon im Dezember 2018 antreten

Die Entscheidung Braunsbedras für die Zörbigerin ist noch ganz frisch. Am Montagabend wurde Bewerberin Osterberg von den drei Gemeindekirchenräten des Kirchgemeindeverbands Braunsbedra, des Kirchspiels Roßbach-Gröst und der Kirchengemeinde Frankleben einstimmig gewählt. Das teilte Superintendentin Christiane Kellner mit. Gibt es bis zum 14. Oktober keinen Einspruch, könnte Eva-Maria Osterberg am 1. Dezember ihren Dienst im Geiseltal beginnen.

Wie geht es weiter im Zörbiger Pfarramt?

Montagnacht erfuhr die Pfarrerin vom Votum, Dienstag informierte sie den Gemeindekirchenrat. Unter den Zörbiger Gläubigen dürfte sich die Neuigkeit nun herumsprechen. Doch welche Folgen hat der Weggang für die rund 900 Gemeindeglieder der Kirchengemeinde, zu der auch Großzöberitz, Glebitzsch, Spören, Quetzdölsdorf, Göttnitz, Rieda, Stumsdorf und Werben gehören? „Im Moment heißt es, dass die Pfarrstelle erhalten bleibt“, sagt Osterberg. „Aber wie es am Ende wirklich kommt, weiß ich nicht.“ In der Sitzung mit dem Gemeindekirchenrat habe man auch den Stellenplan besprochen. Doch die Entscheidung treffe die Synode im November.

Osterberg will Abschied „ohne Brimborium“

Übergangsweise werde man für die Gottesdienste Vertretungen einsetzen. Sie selbst wird am 6. Oktober den ökumenischen Erntedank-Gottesdienst in Mößlitz leiten und sich am 21. Oktober um 10.30 Uhr in Zörbig mit einem Gottesdienst verabschieden. „Aber ohne Brimborium.“ Ihre künftigen Gemeindeglieder dagegen konnten die 56-Jährige beim Vorstellungsgottesdienst am Sonntag zum Erntedankfest in Gröst kennenlernen. „Das hat mir Freude gemacht. Aber ich war wahnsinnig aufgeregt, als ob es mein erster Gottesdienst gewesen wäre“, sagt die gebürtige Eilenburgerin.

Braunsbedra freut sich auf neue Pfarrerin

Seitens der Gemeindekirchenräte wurde ihr am Montag dann nicht nur bescheinigt, dass von Aufregung in Gröst bei Braunsbedra nichts zu spüren war. Auch die Bibelarbeit, die Osterberg leitete, kam gut an. Sonst wäre die Wahl kaum so eindeutig ausgefallen. Das freute auch Christiane Kellner, die die Veranstaltung leitete und darauf achtete, dass der Ablauf rechtlich in Ordnung war. „Ich freue mich, dass sie kommt.“ Schon, als sie der Zörbigerin die hiesige Gegend zeigte, habe sie sie als sehr „warmherzig und aufgeschlossen“ erlebt.

Garten war entscheidend für Umzug nach Braunsbedra

Ursprünglich hatte die Bewerberin die Wahl zwischen den offenen Pfarrstellen Bad Lauchstädt und Braunsbedra. „Bad Lauchstädt hat mir schon gefallen, allein wegen der Kultur und Musik“, so die Theologin, die Klavier spielt. Doch weil zu ihrer Familie neben ihrem Mann auch seit fünf Jahren der aus dem Tierheim geholte Hund „Cantary“ gehört und das Pfarrgrundstück in Braunsbedra einen großen Garten hat, habe das den Ausschlag gegeben. Zudem sei sie eine leidenschaftliche Gärtnerin. „Das ist Entspannung für mich. Da kommen mir die besten Ideen.“

Pralinen genießt Osterberg nur gut gekühlt

Hund und Frauchen werden viel Zeit zu zweit im neuen Heim verbringen, verriet die Pfarrerin. Da ihr Mann im Drei-Schicht-System in Wolfen arbeite, werde man sich nur am Wochenende sehen. Ansonsten berichtete Osterberg noch, dass sie zwar aus einer christlichen Familie, aber nicht aus einem Pfarrhaus kommt. Ein „toller junger Pfarrer“ in ihrer Heimatgemeinde habe mit seiner Arbeit ihren Wunsch geweckt, Theologie zu studieren. Doch weil ihre Mutter Zweifel hatte, lernte sie zunächst Wirtschaftskauffrau bei einer Schokoladen-Firma. „Ich esse seitdem keine Pralinen mehr, es sei denn, sie sind gut gekühlt, dann schmecken sie am besten.“ Danach begann sie das Theologie-Studium in Naumburg und arbeite später in Torgau, Pouch und Zörbig. (mz)