Bless the Lord my soul

Mein Name ist Mathias Ott, Prädikant im Pfarrbereich Zörbig. Ich stelle Ihnen heute mein schönstes Kirchenlied vor: „Bless the Lord my soul“.

Taizégesänge gefallen mir erst einmal deshalb, weil sie aus einer tiefen Gebetsbewegung heraus entstanden sind. Man merkt ihnen an, dass sie nicht „komponiert“ wurden, sondern aus dem Gebet heraus gewachsen sind.

Wenn wir mit unseren Freunden unterwegs sind, dann singen wir diesen oder auch andere Taizégesänge gern, wenn wir alte Kirchen betreten. Einen Kirchenraum kann man ja nicht nur anschauen oder durchschreiten. Man kann ihn auch zum Klingen bringen. Kirchenräume sind dafür gebaut, dass sie klingen, und jede Kirche hat einen ganz einzigartigen Klang. Und nicht nur das. Die Kirche klingt auch ganz unterschiedlich, je nachdem, wo man sich gerade aufhält.

Auf diese Weise kann man in einer Kirche auch den Ort mit dem schönsten Klang suchen, indem man eine Kirche singend durchschreitet. Dazu eignen sich besonders gut Taizégesänge wegen ihrer einfachen und ruhigen Melodien und Texte. Wir haben es kürzlich bei einer Radtour durchs Saaletal wieder einmal ausprobiert. Besonders schön war der Klang in der Apsis der alten Klosterkirche von Schulpforta. Wenn man das Lied mehrstimmig singt, ist es besonders eindrucksvoll. Da es zu den Gesängen einfache Begleitstimmen gibt, können auch jederzeit verschiedenste Instrumente in die Begleitung mit einstimmen.

Der Text des Liedes geht auf Psalm 103 zurück: „Lobe den HERRN, meine Seele.“ Dieser Vers führt uns in eine tiefe Dimension unseres Glaubens. Die Frage „wie lobe ich Gott“ ist für unseren Glauben von zentraler Bedeutung. Was heißt es denn, Gott mit seiner Seele zu preisen? Die Seele bezeichnet im hebräischen Verständnis mein ganzes Sein als Einheit von Körper und Geist.

Wenn ich Gott mit meiner ganzen Seele lobe, dann tue ich es nicht nur mit meinen Lippen. Ich tue es auch nicht nur mit meinem Sonntagsgesicht. Meine Seele bezeichnet mein ganzes Wesen, wie es geprägt ist von meiner Geburt an. Und da wird deutlich, dass das bei jedem Menschen auch viele Verletzungen beinhaltet. Aber Gottes Liebe gilt unserem ganzen Menschen. Ich darf mit meinen tiefsten Wunden vor Gott treten. Und das ist dann ein echter Lobpreis. Denn ich preise Gott mit meinem ganzen Sein, trotz aller Schwierigkeiten. Mit allem, was in meinem Leben gut und schön war, aber auch mit allem, was nicht so gut war. Trotzdem. Vor Gott müssen wir uns nicht verstecken. Und indem wir ihm alles hingeben, können wir Heilung empfangen: „Bless the Lord my soul.“

Mathias Ott