Epiphanias und die Epiphaniaszeit (6. Januar – 2. Februar)

So wie die Adventszeit in neuerer Zeit als Vorweihnachtszeit begangen wird, kann man die Epiphaniaszeit als Pendant dazu, als Nachweihnachtszeit verstehen. Das Epiphaniasfest selbst, das am 6. Januar gefeiert wird und in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt zum gesetzlichen Feiertag erklärt wurde, gehört dabei noch zur vorausgehenden Weihnachtszeit und bildet deren Abschluss. Während zum Heiligabend die Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas von der Geburt im Stall, der Krippe und den Engeln gelesen wird (Lk 2,1-20), ist das Evangelium zum Epiphaniastag die Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Matthäus (Mt 2,1-12) von dem Zug der Weisen aus dem Morgenland zum neu geborenen König. Traditionell ist so bei uns das Epiphaniasfest zum Dreikönigstag geworden.  

Über die Ursprünge des Epiphaniasfestes kann nur spekuliert werden. Verlässliche Überlieferungen liegen hierzu erst für das ausgehende 4. Jahrhundert vor und weisen auf Ägypten als Ursprungsregion des Festes. Der Name Epiphanias bedeutet etwa so viel wie „Sichtbarwerdung“ oder „Erscheinung“. Inhalt des Festes war ursprünglich demnach, die Sichtbarwerdung der Herrlichkeit oder Macht Gottes zu feiern. Dabei ist nicht ganz klar, auf welche Inhalte aus der Überlieferung Jesu sich dabei bezogen wurde. War es die Geburt Jesu, seine Taufe oder das erste Wunder, das von ihm ausging (Weinwunder zu Kana)? Die evangelische Predigtordnung hat deswegen diese verschiedenen Geschichten auf die nachfolgenden Sonntage zum Epiphaniasfest verteilt. So hören wir am ersten Sonntag nach Epiphanias von der Taufe Jesu und am zweiten Sonntag vom Wunder der Weinvermehrung in Kana.

Die Sichtbarwerdung der Herrlichkeit Gottes in der Welt durch Jesus Christus ist demnach das zentrale Motiv für die gesamte Epiphaniaszeit. Es sind die Weisen aus dem Morgenland, die uns auf den Weg zu diesem Geheimnis führen. In einem unscheinbaren Kind verbirgt sich das Heil Gottes für die Welt (Mt 2,1-12 zu Epiphanias). Etwas von diesem Geheimnis blitzt in den Geschichten der nun folgenden Sonntage nach dem Epiphaniasfest immer wieder auf: In der Taufe bekennt sich der himmlische Vater zu Jesus als seinem Sohn (Mt 3,13-17 zum 1.Son.Epiphanias); mit der Verwandlung von Wasser zu Wein bei einer Hochzeit zu Kana gibt Jesus einen Hinweis auf seine göttliche Bestimmung (Joh 2,1-11 zum 2.Son.Epiphanias);  mit der Heilung des Knechtes eines römischen Hauptmanns wird das Heil Gottes allen Menschen zugänglich (Mt 8,5-13 zum 3.Son.Epiphanias).

Die Epiphaniaszeit endet seit der Reform der evangelischen Perikopenordnung im Jahr 2018 genau 40 Tage nach Weihnachten am 2. Februar mit dem Tag der Darstellung Jesu im Tempel, auch Lichtmess genannt. Eine ähnliche Analogie von 40 Tagen besteht auch zwischen Ostern und Christi Himmelfahrt. Der Zeitraum von 40 Tagen oder Jahren spielt an vielen Stellen in der Bibel eine entscheidende Rolle. Das Volk Israel zieht 40 Jahre durch die Wüste. Jesus fastet 40 Tage ebendort.

Ich würde allerdings dafürhalten die Epiphaniaszeit durch einen 4. Sonntag nach Epiphanias zu erweitern für den seltenen Fall, dass Ostern nach dem 20. April gefeiert wird und somit nach dem 2. Februar noch 5 Sonntage bis zum Beginn der Passionszeit gefeiert werden müssen. An diesem Sonntag können dann die Texte des Sonntages, der aktuell als „vierter Sonntag vor der Passionszeit“ vorgesehen ist, gepredigt werden, die bis zur Perikopenreform noch der Epiphaniaszeit zugeordnet waren und das grundlegende Thema dieser Zeit (Erscheinung der Herrlichkeit Gottes) weiterführen. Die jetzige Zuordnung dieses Sonntages zur Vorfasten- bzw. Fastnachtszeit erscheint mir inhaltlich völlig unmotivert und unpassend. Evangelium dieses Sonntages ist die Sturmstillung durch Jesus auf dem See Genezareth (Mk 4,35-41). Hier erscheint Jesus als Herr über die Naturgewalten und als Lebensretter.

Das Evangelium des letzten Sonntages der Epiphaniaszeit handelt von der Verklärung Jesu vor den Jüngern auf dem Berg (Mt 17,1-9). Hier wird ein besonderer Jüngerkreis direkt Zeuge der Verherrlichung des Gottessohnes.

Gewöhnlich verbinden wir eine göttliche Erscheinung immer mit außergewöhnlichen oder wunderhaften Ereignissen. Die einzelnen Sonntage der Epiphaniaszeit bieten jedoch die Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob Gottes Herrlichkeit nicht gerade auch in scheinbar gewöhnlichen Dingen, die aber alles andere als selbstverständlich sind, sichtbar wird. So kann man das Thema der Taufe Jesu bzw. Kindschaft Gottes (1.So.n.Epiphanias) mit der Frage nach Humanität und Menschenwürde verbinden: Gott ist dort zu finden, wo die Würde der Menschen gewahrt wird! Die Geschichte von der wunderbaren Weinvermehrung steht im Bezug zum Thema Lebensfreude und -erfüllung: Gott wohnt in der Freude! (2.So.n.Epiphanias). Bei der Heilung des Knechtes eines römischen Hauptmannes steht weniger die Heilung selbst im Zentrum als der Umstand, dass Gott sein Heil auch Menschen schenkt, die bisher nicht zum erwählten Volk Gottes gehört haben. Gottes Heil gilt allen Menschen! Darum haben auch alle Menschen die gleiche Würde! (3.So.n.Epiphanias). Der von mir vorgeschlagene 4. Sonntag der Epiphaniaszeit greift die Erfahrung von Gerettet-Sein und geschenkter innerer Ruhe und Gelassenheit auf: Gott bewahrt das Leben, er schenkt Ruhe und Frieden! Und schließlich, zum Abschluss, geht es mit der Verklärungsgeschichte in der Tat um eine außergewöhnliche, ekstatische Erfahrung, wie sie nur selten Menschen machen. Doch auch das liegt in der Natur und Möglichkeit religiösen Erlebens. Gott gibt Anteil an der Lebensfülle!

Im Lauf der Jahreszeiten befinden wir uns mit der Epiphaniaszeit in der dem Licht zugewandten Winterzeit. Die Dunkelheit, die noch die Advents- und Weihnachtszeit und den Jahreswechsel prägt, wird nun langsam überwunden. Tag für Tag wird es ein Stückchen heller. Dieses Motiv einer heller werdenden Welt wird auch im Grundthema der „Herrlichkeit Gottes“ aufgenommen.

Die Epiphaniaszeit ist die hohe Zeit der (Neujahrs-)Empfänge. Besonders in Österreich finden jetzt viele Bälle statt. Sie bietet sich als eine besondere Zeit für Begegnungen, Konzerte und kulturelles Leben an, zumal viele Tätigkeiten und Beschäftigungen in der Natur in dieser Jahreszeit entfallen und Menschen oft mehr Zeit als sonst für kulturelle Veranstaltungen in Räumen haben.

Für den Speiseplan bietet sich am Wochenende eher Fleisch (Braten) und Wintergemüse (Rotkraut, Sauerkraut) an.

© Pfr. Oliver Behre, Zörbig  2021

 

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